top of page
AutorenbildRedaktion SC-X

Dead Horse Theory

Dead Horse Theory: Warum Supply Chains im Mittelstand nachhaltige Neustarts brauchen

Die heutigen Lieferketten stehen vor einem Wendepunkt. Geopolitische Unsicherheiten, wirtschaftlicher Druck und der wachsende Anspruch, nachhaltig zu handeln, stellen auch mittelständische Unternehmen vor Herausforderungen, die sie nicht länger ignorieren können. Dennoch halten viele an veralteten Prozessen und Strategien fest – oft aus Gewohnheit oder Angst vor Veränderung. Diese Haltung erinnert an die "Dead Horse Theory": Wenn ein Pferd tot ist, sollte man absteigen, anstatt weiterzureiten. Doch wie sieht ein solcher Neuanfang für mittelständische Unternehmen in der Praxis aus, insbesondere im Supply Chain Management (SCM)? Und welche Chancen bietet dabei Nachhaltigkeit?

 

Veraltete Strategien in neuen Realitäten

Für den Mittelstand wird die wirtschaftliche Realität immer komplexer. Lieferengpässe und steigende Rohstoffpreise belasten die Margen. Gleichzeitig fordert die Gesetzgebung sowohl auf nationaler Ebene als auch durch die Anpassung an EU-Recht mehr Transparenz und Verantwortungsbewusstsein in Lieferketten. In der Schweiz betrifft dies unter anderem das revidierte CO₂-Gesetz und die verschärften Anforderungen des Lieferkettengesetzes, die sich am europäischen Standard orientieren. Diese Vorgaben verlangen von Unternehmen nicht nur eine tiefere Einsicht in ihre Wertschöpfungsketten, sondern auch die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards.

Zusätzlich steigen die Erwartungen der Kunden. Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem Auswahlkriterium – sei es bei Geschäftspartnern oder Endkunden. Doch viele mittel-ständische Unternehmen reagieren noch zögerlich und versuchen, alte Lösungen an die neuen Anforderungen anzupassen. Dabei ist längst klar: Der Status quo reicht nicht mehr aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

 

Nachhaltigkeit als Neuanfang im SCM

Ein nachhaltiges Supply Chain Management ist für den Mittelstand nicht nur eine Frage der ökologischen Verantwortung, sondern auch eine echte Chance, wirtschaftlich zu profitieren. Gerade Scope-3-Emissionen – die grössten CO₂-Emissionen entlang der Lieferkette – bieten enormes Potenzial zur Optimierung. Wer diese Emissionen reduziert, verringert nicht nur seine Umweltbelastung, sondern verbessert auch die Effizienz in der Wertschöpfung.

Ein weiteres wichtiges Element ist die stärkere Einbindung regionaler Lieferanten. Die Konzentration auf lokale oder regionale Beschaffungsquellen minimiert Abhängigkeiten von globalen Unsicherheiten, verkürzt Transportwege und reduziert dadurch CO₂-Emissionen. Für viele mittelständische Unternehmen schafft diese Strategie nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch eine engere Bindung an regionale Wirtschaftspartner, was die Resilienz gegenüber Marktveränderungen erhöht.

 

Kreislaufwirtschaft: Vom Abfall zur Ressource

Ein zentraler Aspekt nachhaltiger Supply Chains ist die Kreislaufwirtschaft. Materialien und Ressourcen effizient zu nutzen und Abfälle zu vermeiden, ist nicht nur ein ökologisches Ziel, sondern auch ökonomisch attraktiv. Recycling, Wiederverwendung und ressourcen-schonende Prozesse sind Möglichkeiten, Kosten zu senken und gleichzeitig den Anforderungen moderner Märkte gerecht zu werden.

Für den Mittelstand kann dies bedeuten, dass bereits bestehende Prozesse angepasst werden, um den Materialeinsatz zu reduzieren. Kleine, gezielte Massnahmen – etwa in der Verpackungsoptimierung oder durch den Einsatz recycelbarer Rohstoffe – können erhebliche Effekte erzielen. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Modelle umstellen, sichern sich einen Wettbewerbsvorteil und positionieren sich als verlässliche Partner in der Lieferkette.

 

Frugale Lösungen für den Mittelstand

Eine oft geäusserte Sorge mittelständischer Unternehmen ist, dass Nachhaltigkeit zu teuer oder zu komplex sei. Doch der Einstieg in nachhaltige Prozesse muss weder kostenintensiv noch kompliziert sein. Bestehende Systeme können durch gezielte Anpassungen effizienter und nachhaltiger gestaltet werden. Statt teurer Neuerungen können Unternehmen mit frugalen Lösungen Schritt für Schritt vorgehen, indem sie Massnahmen priorisieren, die den größten Nutzen bringen.

Ein schrittweiser Ansatz senkt die Investitionsrisiken und erlaubt es, Erfahrungen zu sammeln, bevor grössere Veränderungen umgesetzt werden. Gleichzeitig kann die Zusammenarbeit mit Partnern oder Netzwerken – etwa durch externe Fachkräfte oder spezialisierte Beratung – den Einstieg erleichtern und die Ressourcen im Unternehmen schonen.

 

Vom toten Pferd zur zukunftsfähigen Strategie

Die "Dead Horse Theory" erinnert daran, dass Veränderungen Mut und Weitsicht erfordern. Mittelständische Unternehmen, die bereit sind, alte Muster zu hinterfragen und ihre Supply Chains an neue Anforderungen anzupassen, sichern nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit, sondern schaffen auch langfristige Stabilität. Nachhaltigkeit ist kein zusätzlicher Kostenfaktor, sondern eine Investition in die Zukunft.

Ob durch Optimierungen in der Lieferkette, die Einführung nachhaltiger Prozesse oder die Verbesserung der Resilienz – ein nachhaltiger Neuanfang bietet zahlreiche Chancen. Unternehmen, die diesen Weg konsequent gehen, positionieren sich nicht nur erfolgreich am Markt, sondern tragen auch aktiv zu einer nachhaltigeren Wirtschaft bei.

3 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page