Ist ESG tot – oder wird es gerade erst relevant?
- Redaktion SC-X
- 12. Aug.
- 2 Min. Lesezeit

Wer heute mit Verantwortlichen aus Industrie, Handel und Logistik spricht, spürt eine gewisse Ernüchterung: ESG (Environmental, Social, Governance), lange Zeit als Allheilmittel gefeiert, wirkt für viele Unternehmen inzwischen sperrig, überreguliert und schwer messbar. Doch aktuelle Entwicklungen zeichnen ein anderes Bild – eines, das gerade für den Schweizer Mittelstand und dessen Lieferketten enorme strategische Relevanz hat.
Vom Schlagwort zum Steuerungsinstrument
Weltweit setzen sich immer mehr Unternehmen konkrete Klimaziele – deutlich mehr als noch vor wenigen Jahren. Bemerkenswert ist, dass diese Ziele auch Führungswechsel, Wirtschaftskrisen und politische Trends überdauern.Nachhaltigkeit ist damit längst kein Lippenbekenntnis mehr, sondern zunehmend fester Bestandteil langfristiger Geschäfts-strategien.
Der Fokus verlagert sich dabei weg von rein moralischen Appellen hin zu klar messbaren wirtschaftlichen Chancen. Unternehmen, die gezielt in grüne Produkte, Prozesse oder Lieferketten investieren, berichten von spürbaren Umsatzimpulsen, besseren Kundenbindungen und höherer Attraktivität für Investoren. Die Messung des ESG-Nutzens – also der Return on Investment (ROI) – wird zunehmend zur Entscheidungsgrundlage.
ESG als Wirtschaftsfaktor – auch in herausfordernden Zeiten
Gerade in der Industrie rücken wirtschaftlich wirksame Hebel ins Zentrum:
Energieeffizienz: Senkung des Energieverbrauchs reduziert Kosten und Emissionen gleichzeitig.
Erneuerbare Energien: Unabhängigkeit von volatilen Energiemärkten und Verbesserung der Klimabilanz.
Emissionseinsparungen in Scope 3: Reduktion der indirekten Emissionen entlang der Lieferkette – häufig der grösste CO₂-Hebel eines Unternehmens.
Selbst in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld geben viele Unternehmen an, ihre Investitionen in ESG nicht zurückzufahren, sondern auszubauen. Nicht aus Imagegründen, sondern weil es sich rechnet.
Was das für Schweizer KMU bedeutet
Für Schweizer KMU ergibt sich daraus eine klare Botschaft: ESG wandelt sich – weg vom politisch aufgeladenen Begriff, hin zu einem effektiven Steuerungsinstrument für unter-nehmerischen Erfolg. Wer die eigene Lieferkette kennt, erkennt schnell die Stellschrauben:
Regionale Beschaffung stärkt die Resilienz und senkt Transportemissionen.
Transparente Prozesse schaffen Vertrauen bei Kunden, Partnern und Investoren.
Frühzeitiges Handeln ermöglicht, regulatorische Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern als Wettbewerbsvorteil zu nutzen.
ESG wird erwachsen
ESG ist nicht vorbei. Es wird erwachsen.Still, aber wirkungsvoll. Nicht idealistisch, sondern wirtschaftlich eingebettet.
Genau jetzt ist der richtige Moment, um ESG im Supply Chain Management strategisch zu denken – und pragmatisch umzusetzen. Unternehmen, die jetzt handeln, sichern sich nicht nur regulatorische Konformität, sondern auch einen klaren Vorsprung im Wettbewerb.